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SPD Ober-Ramstadt.

50 Jahre SPD :

Aus der Festbroschüre - SPD Kreisfest für den Landkreis Darmstadt vom 4. – 6. August 1951

Zur Geschichte der Sozialdemokratischen Partei in Ober-Ramstadt

50 Jahre SPD in Ober-Ramstadt – verbunden mit einem Treffen der Heimatvertriebenen am Samstag, den 04. August 1951 in Ober-Ramstadt.

50 Jahre SPD in Ober-Ramstadt

Wenn man um die Jahrhundertwende vorausgeahnt hätte, wie sich nach rund 50 Jahren die sozialdemokratische Partei entwickeln würde, hätte man ihr den Weg gänzlich abgegraben, oder aber schon damals der aufstrebenden, wirtschaftlich bedingten Bewegung den ihr zustehenden Platz ohne weiteres eingeräumt.
Auf dem für diesen Beitrag stehenden Papier können nur wenige Ausschnitte aus den Anfängen der Partei wiedergegeben werden. Selbst einige Bücher vermögen nicht all das im einzelnen aufzunehmen, was unsere Vorkämpfer an Opfer und Idealismus aufbrachten, um die SPD zu dem reifen zu lassen, was sie heute ist und wie sie uns vorschwebt. Die meisten Angaben zu diesem gedrängt geschriebenen geschichtlichen Rückblick konnte uns der einzige im Ortsverein Ober-Ramstadt noch lebende Mitbegründer der Partei in Ober-Ramstadt, der 76-jährige Philipp Kraft machen.
Als sich in den 80 er und 90 er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunächst nur in größeren Städten die sogenannten sozialdemokratischen Wahlvereine gebildet hatten und alles mehr oder weniger ein loses Gebilde war, war der Onkel von Philipp Kraft, der Genosse Franz Wedel von Darmstadt, Vertrauensmann zu Ober-Ramstadt, um bei Reichtagswahlen in irgendeiner Weise Aktivität auszustrahlen.
Obwohl die Männer, die z.Zt. schon im Dienste unserer Idee standen, wie das Feuer von der „bürgerlichen“ Seite aus, von Staatsanwalt und Gendarmerie, bekämpft wurden und Jugendlichen unter 21 Jahren überhaupt jegliche politische Mitarbeit gesetzlich untersagt war, half der 18 jährige Kraft 1893 erstmals seinem Onkel die Reichtagswahl in Ober-Ramstadt zu propagieren.
Da die Wahlen selbst zu dieser Zeit nur werktags – meistens an einem Donnerstag – abgehalten wurden, ,kamen gleichgesinnte Männer aus Darmstadt, um die Arbeiterkreise zur Wahl zu bewegen. Besonders erschwerend war bei den Wahlen das Verhalten der Arbeitgeber, die die meisten Arbeiter auf die Straße schickten, die wegen der Wahl der Arbeit fern blieben. Das – wie bereits erwähnt – allgemein bedingte Vorwärtsschreiten der Idee war trotz aller Erschwernisse in diesem Zeitabschnitt kaum mehr einzuhalten, und bei der Reichtagswahl 1998 konnte in unserem Wahlkreis bereits der sozialdemokratische Abgeordnete Balthasar Kramer aus Darmstadt in den Reichstag einziehen. Durch den Wahlerfolg wurden immer mehr Freunde gewonnen, bis im November 1900 Georg Wick anregte, zu einer Zusammenkunft im „ Grünen Laub „ Adlergasse 25 einzuladen, in der ein sozialdemokratischer Wahlverein in Ober-Ramstadt gegründet werden sollte.

Als 1. Vorsitzender fungierte Franz Wedel ein Vierteljahr. Der Verein blieb aber durch verschiedene widerstrebende Umstände bedingt, nur in den Kinderschuhen stehen.
Durch den feindlich gesinnten Militärverein und andere bürgerliche Gruppen wurde die Arbeit sehr gehemmt. Die 18 Mitglieder waren bald gebrandmarkt. Die Arbeitsplätze wurden ihnen streitig gemacht, sie wurden verleumdet, und selbst die Wirte boten kein Asyl ( Lokalverbot ) mehr. In Darmstadt`s Kasernen wurde veröffentlicht, daß kein Soldat mehr Gasthäuser betreten darf, wo Arbeiter verkehren. Zusammenkünfte mußten in Holzschuppen abgehalten werden, weil den Wirten das Geld der „ Bürgerlichen „ runder war. „ Viel Courage und Idealismus „ meinte Veteran Kraft, gehörten dazu, um zu der damaligen Zeit standhaft zu bleiben. Als dann im April 1901 Georg Wick Vorsitzender wurde, nahm der Verein schon mehr Formen an. Als Rechner fungierte Heirich Rochholz, und bald gehörte der Verein der Hess. Landes-Organisation der sozialdemokratischen Partei an, von der am 15. Juni 1901 das Mitgliedsbuch Nr. 14 für Philipp Kraft ausgestellt wurde. Als im August 1902 aus Frankfurt kommend, der Genosse Jakob Braband zu dem Verein stieß, erlebte die Bewegung in Ober-Ramstadt einen beachtlichen Aufschwung. Bei der Reichtagswahl 1903 errang die SPD schon im 1. Wahlgang einen Sieg der viele Fesseln sprengte. Selbst die Wirte nahmen von hier ab die Partei wieder auf. Vor dieser Wahl war aber auch alles aktiv, um die von den Offenbacher Genossen gebrachten Kisten voll Flugblätter ins Modautal zu bringen. Selbst das kulturelle Leben in der Arbeiterschaft wurde befruchtet, was sich dain zeigte, daß der „ Arbeiter-Gesangverein Vorwärts „ 1903 gegründet wurde. Adam Krämer und der damalige Dirigent Franz Rau blieben treue Genossen.
Nachdem Jakob Braband einige Jahre den Vorsitz der Partei führte, trat Philipp Vollrath längere Zeit an seine Stelle. Trotzdem blieb Genosse Braband jahrzehntelang das „ Herz „ der Partei. Er förderte Gewerkschaften, war jahrelanger Vorsitzender der Ortskrankenkasse und gründete in den zwanziger Jahren die „ Baugenossenschaft Selbsthilfe „, die zu einer wahren Arbeitersiedlung wurde. Obgleich 1907 eine Krise der Partei im gesamten Wahlkreis eintrat, lebte sie fortan weiter auf und 1909 konnten erstmals 4 sozialdemokratische Gemeindevertreter von 12 insgesamt im hiesigen Parlament einziehen. Es waren dies - Jakob Braband, Ludwig Büchner, Georg Schanz und Franz Wedel -.
1912 folgten wiederum zwei, sodaß damit die Hälfte SPD Abgeordnete waren.
Während des 1. Weltkrieges erlahmte die Arbeit, erlebte aber nachher einen mächtigen Aufschwung, und nachdem sich der Parteikörper vom „ Flugsand „ gereinigt hatte, war die SPD nicht mehr in der politischen Willensbildung hinwegzudenken. 1928 wurde von der Partei aus eine besondere Kampforganisation - das Reichsbanner – gegründet. Gründer waren Oswald Braband, Ludwig Burkhardt, Heere Franken, Peter Frankenberger, Karl Heisel, Adolf Kettenring, Wilhelm Leis, Franz Radomicki, Johannes Reimund und Fritz Wernath.
Die Mehrheit im Gemeinderat und mit Jakob Braband als 1. Beigeordneten schaffte, trotz vieler Anwürfe der bürgerlichen Parteien, zu dieser Zeit das heute modernste Rathaus im Landkreis Darmstadt. Dann begann der schwere, immer moderner werdende politische Kampf, als zu dieser Zeit erstmals uniformierte Nationalsozialisten in Ober-Ramstadt auftauchten.
Ihre Spitze erreichten die Dinge in der Wahlnacht vom 4./5. März 1933, wo Gewehrkugeln der Nazis den Genossen Georg Sachse so schwer trafen, daß er im Krankenhaus starb und den Genossen Peter Opper schwer verletzten. Außerdem mußten Franz Radomicki und der heute 100 % Kriegsversehrte, Hermann Fischer, verletzt dem Krankenhaus zugeführt werden.
Obwohl die SPD bei dieser Wahl ihre Stimmen hielt und ihr nach parlamentarischem Brauch etwa die Hälfte der Sitze im Gemeinderat zugestanden hätten, erhielt sie nur 4 Sitze. Die vier Vertreter wurden kurz nach der Wahl zu einer Sitzung geladen, zu der die nationalsozialistischen Gemeinderäte in Uniform erschienen. Nachdem unsere vier Vertreter festgestellt hatten, daß sie in keiner Kommission vertreten waren, legten sie ihre Mandate nieder und erklärten ihre Partei als aufgelöst, bevor dies durch die Regierung erfolgte.
Verhaftungen, Hausdurchsuchungen und Verurteilungen standen auf der Tagesordnung.
Nach dem Einmarsch der Amerikaner, als sich alle bisher maßgebenden Männer in Sicherheit glaubten, wurde Genosse Jakob Braband als komm. Bürgermeister eingesetzt und nachdem in kurzer Zeit ein sogenannter Bürgerrat des Parlament ersetzte, zeigten sich wieder die ersten Ansätze, um die Partei zu gründen. Genosse Karl Heisel fungierte als 1. Vorsitzender, dann lag dieses Amt einige Jahre bei Ludwig Stumpf und heute führt Bürgermeister Peter Frankenberger weitblickend die Geschäfte.

Aus der Festbroschüre - SPD Kreisfest für den Landkreis Darmstadt vom 4. – 6. August 1951

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